Fremdenfeindlichkeit: Entsetzen in Görlitz über Unternehmer Stöcker

Quelle: Bernhard Honnigfort • Frankfurter Rundschau • 21.12.2014

Der Unternehmer Stöcker schockiert Görlitz mit seinen Ansichten über Ausländer. Als Eigentümer eines leerstehenden Jugendstilkaufhauses hatte er dort eine Willkommensveranstaltung für Flüchtlinge abgelehnt und war mit rassistischen Äußerungen aufgefallen.

[…] Vergangene Woche bat ein „Willkommensbündnis“ aus Görlitzer Bürgern den reichen Herrn aus Lübeck, im leer stehenden Kaufhaus zu Weihnachten ein Benefizkonzert für in Görlitz aufgenommene Flüchtlinge abhalten zu dürfen. Auch Mitarbeiter Stöckers in Lübeck fanden die Idee gut. Doch Stöcker sagte rüde ab: „Hätte ich eine Willkommensveranstaltung in unserem Kaufhaus zugelassen, hätte man von mir gedacht, ich hieße die heutige Ausländerpolitik für gut, aber das Gegenteil ist der Fall.“ So zitiert ihn die „Sächsische Zeitung“ in Görlitz, die dann noch anfügte, von all seinen Äußerungen dazu sei das „noch eine der harmlosesten gewesen“.

Schlimmer als auf Pegida-Märschen

Was der Mann im Interview mit dem Lokalblatt von sich gab, klingt sogar deutlich verächtlicher als das, was derzeit auf Dresdner Pegida-Veranstaltungen geschimpft wird: „Vor zwanzig Jahren haben sich in Ruanda die Neger millionenfach abgeschlachtet. Hätten wir die alle bei uns aufnehmen sollen?“ Oder: „Ich würde alle Afrikaner zurückschicken, die ungebeten übers Mittelmeer zu uns kommen.“

Nächstenliebe und Weihnachten, Herr Stöcker? „Firlefanz“ und „Märchen“. Stöckers Unternehmen, die Euroimmun AG, beschäftigt 1500 Menschen aus 50 Ländern. Seine ausländischen Mitarbeiter aber würde er am liebsten im Rentenalter zurück in ihre Heimatländer schicken, zitiert das Blatt Stöcker. Wörtlich über ausländische Arbeitnehmer: „Sie haben nach meiner Auffassung kein Recht, sich in Deutschland festzusetzen und darauf hinzuarbeiten, uns zu verdrängen, darauf läuft es hinaus, wenn nicht gegengesteuert wird!“

Blankes Entsetzen in Görlitz. So einer fehlte gerade noch in der Stadt an der polnischen Grenze. Der parteilose Oberbürgermeister Siegfried Deinege konnte gar nicht glauben, dass in heutiger Zeit noch ein solches Vokabular benutzt werde. „Ich distanziere mich deutlich von den Aussagen des Herrn Stöcker.“ … ► weiterlesen

Quelle: YouTube-Video von Max Pohl • 24.12.2014

Siehe auch:

Linken-Kreisrat stellt Strafanzeige gegen Stöcker

Quelle: Lübecker Nachrichtewn online • 22.12.2014

Die Türkische Gemeinde Schleswig-Holstein hat mit „Entsetzen und Bedauern“ auf die ausländerfeindlichen Äußerungen des Lübecker Unternehmers Winfried Stöcker (67) reagiert. Die Aussagen seien rassistisch und menschenverachtend, sagte der Landesvorsitzende Cebel Küçükkaraca am Montag in Kiel. Sie gingen weit über eine Meinungsäußerung hinaus. Stöcker nutze seine Position als Unternehmer und Wissenschaftler aus, um Angst in der Bevölkerung schüren. Unterdessen hat der sächsische Linken-Kreisrat Sven Scheidemantel wegen Diskriminierung von Minderheiten und möglicher Volksverhetzung Strafanzeige gegen Stöcker erstattet.… ► weiterlesen

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Wer für den Frieden ist, ist gegen Gewalt

Quelle: Stefan Mey • Telepolis • 17.12.2014

Eugen Drewermann über die Ukraine-Krise, Pazifismus und die Diskussion um den „Friedenswinter“.

Soll man hingehen oder nicht? Der Aufruf zu den bundesweiten „Friedenswinter-Demos“, ein Zusammenschluss der klassischen linken Friedensbewegung und der Montagsmahnwachen, hatte viele ratlos gemacht.

Die einen warnten vor einer rechten Unterwanderung einer linken Bewegung. Sie vermissten eine wirkliche Abgrenzung nach rechts und sahen sich im Anschluss auch bestätigt. Die anderen sagten: Wir alle wollen Frieden und fanden den auch auf der Demo bestätigt. Auch Telepolis-Autoren kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Der katholische Kirchenrebell und Pazifist Eugen Drewermann hatte sich von den Diskussionen im Vorfeld nicht beirren lassen. Er war einer der Hauptredner auf der Berliner Ausgabe der Friedenswinter-Demo am Wochenende. Wortgewaltig hat er eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise angemahnt, die Nato als Kriegsarmee kritisiert und vor der Kulisse des Bundespräsidialamts den Theologen Gauck als Kriegstreiber gegeißelt. … ► weiterlesen

Quelle: YouTube-Video von MonarchMox • hochgeladen am 14.12.2014

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Jean Ziegler, Ich glaube es wird einen Umsturz geben, Ernährungssouveränität

Quelle: YouTube-Video von Kanal von videoattac • hochgeladen am 21.10.2011

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Satte Anklage – Das weltweite Verhungern und Verdursten

Quelle: Claudia Tieschky • Süddeutsche Zeitung • 5. November 2014

„Hunger! Durst!“: Die große Reportage von Claus Kleber und Angela Andersen zeigt, dass Unterernährung in der modernen Welt nicht nur ein Skandal, sondern auch zu ändern ist.

[…] Ein Reportagefilm, der sich ein Ausrufezeichen im Titel leistet, also Handeln anmahnt und damit einen humanitären Skandal benennt. Das Thema ist ein gefundenes Fressen für die Abteilung TV-Emotionalität. Hunger! ist dann aber trotzdem eine sehr systematische Analyse der Gründe geworden, die dafür sorgen, dass Nahrungsmittel heute für Menschen in Ländern wie Indien oder selbst Spanien unerschwinglich werden – ein zurückhaltender Film, mehr von der Neugierde auf Ursachen als von Geltungssucht getrieben. Ob in Indien, wo Getreide als Spekulationsobjekt in den Lagern vor sich hinmodert, während 42 % der Kinder unterernährt sind, ob in Afrika, wo Konzerne und reiche Staaten in einer Art Kolonialismus ganze Landstriche anpachten – überall stößt die Suche nach Lösungen auf Claims von Investoren und Führungseliten, auch der exzessive Fleischkonsum der Wohlstandsländer spielt eine Rolle. … ► weiterlesen

Quelle: YouTube-Video von AA ERAA • hochgeladen am 28.10.2014

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Mobbingstreifen | Fahrradzukunft – Ausgabe 18

Quelle: Gabriele Köpke • Fahrradzukunft – Ausgabe 18 • April 2014

Verkehrschaos

Berlin, Frankfurter Allee | Quelle: Wikimedia CommonsPeer Grimm, Bundesarchiv, Bild 183-1991-0131-304CC BY-SA 3.0

Grundsätzlich dürfen sich alle Lebewesen frei bewegen. Die Deutsche Verfassung garantiert ihrem Volk unveräußerliche Menschenrechte. Autoverkehr und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums, des Lebens und der Gesundheit ist aber als „Allgemeinwohl“ eingestuft und steht über dem Artikel 1 der Deutschen Verfassung. Wirtschaftliche Interessen stehen über der Würde des Menschen.

Separierung des Straßenraums

Die Separierung des zur Verfügung stehenden Straßenraums ist ein Eingriff in die elementaren Grundrechte der Menschen. Nur noch Menschen, die Fahrzeuge mit hoher kinetischer Energie (vulgo Kraftfahrzeuge) benutzen, erhalten das Recht, sich frei zu bewegen. Das durch die Verfassung garantierte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit stellt der Staat durch die Beschränkung der Freiheit der potentiellen Opfer her. Der § 2 der Fahrerlaubnis-Verordnung verbietet sogar Menschen, die sich infolge körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr (auch auf dem Gehweg) bewegen können, alleine an die frische Luft zu gehen. Das war nicht immer so:

„Mit dem Einzug in den öffentlichen Raum sah sich der Kraftverkehr in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunächst mit größter Missachtung konfrontiert. Massenweise fielen ihm FußgängerInnen – zur Hälfte Kinder – zum Opfer, welche die Straßen in bisher gewohnter Weise nutzten. Doch ein von der Automobillobby geschickt eingesetzter Begriff sollte das Schuldverhältnis zwischen Gefährdenden und Gefährdeten ins Gegenteil verkehren: das Jaywalking.

‚Jay‘ bedeutete umangssprachlich so viel wie Tölpel und war eine abfällige Bezeichnung für vermeintlich ungeschickte Menschen vom Land. […] Nicht mehr die- oder derjenige sei der schuldhafte Rüpel, der sein Kraftfahrzeug mit übermäßiger Geschwindigkeit durch dichte Stadtstraßen steuerte und dabei Menschen tötete, sondern rüpelhaft war von nun an, sich im Straßenraum ohne ‚Rücksicht‘ auf Fahrzeuge zu bewegen.“ (aus: „Alle Macht den Rädern“)

Damit gelang es durch die Jaywalking-Kampagne in den 1920er und 30er Jahren, die öffentliche Sichtweise vollständig umzukehren: Vorher wurden die Täter (Autofahrer) verfolgt und bestraft, teilweise wohl auch durch Lynchjustiz, während die Opfer sogar öffentlich betrauert wurden. Mit der Kampagne wurde dieses Verhältnis ins Gegenteil verkehrt, was letztlich auch in die Gesetzgebung Einzug fand (vgl.: murdermachines).

Othering“ nennen Psychologen diesen Prozess, „der es Privilegierten Personen erlaubt, die Marginalisierten als weniger menschlich zu betrachten und dabei diskriminierende und stigmatisierende Verhaltensweisen gegen sie zu rechtfertigen“. … ► weiterlesen

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