Quelle: Rudolf Novotny • Berliner Zeitung • 02.09.2013
Hamburg – Das Sterben ist die lustigste Anekdote des Tages. Er lag also da, erzählt Sven Böttcher, auf diesem Bett, bei meiner Mutter, kein Gefühl in Armen und Beinen. Und das weiße, wunderschöne Licht, das hatte ich auch schon gesehen. Böttcher blickt durch die Glastür seines Wohnzimmers auf die Terrasse, die in den Garten führt. Ein Dschungel. Es regnet, die Tropfen verschwinden im Grün. „Da sagt meine Mutter: Bald bist du erlöst. Deine Schmerzen, die wären endlich vorbei. Ich: Ist lieb gemeint, danke. Ich hätte aber Bock, noch so’n bisschen am Leben zu bleiben.“
Sven Böttcher kichert. Er ist ein guter Geschichtenerzähler. Das Timing stimmt, die Pointe sitzt. Man muss mitkichern. Obwohl man sich die Geschichte anders vorgestellt hat. Trauriger. Ein Bestsellerautor, der Thriller und Fernsehfilme schreibt, der die TV-Talkshow „Beckmann“ mitentwickelt hat, erkrankt an Multipler Sklerose, MS. Die Krankheit verläuft so rasant, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt. Er weiß, er wird nicht sehen, wie seine drei kleinen Töchter aufwachsen. Er setzt sich hin und beginnt für sie aufzuschreiben, was wichtig ist im Leben. 150 Seiten „Quintessenzen“. Sätze wie: Liebe kennt kein Ego – Verliebtheit kennt nichts anderes. Oder: „Mach lieber Fehler, als gar nichts richtig.“ Böttcher blickt auf das Leben in dem Moment, in dem es vorbei scheint. Ein 150 Seiten langer Abschiedsbrief, geschrieben, wie Sven Böttcher erzählt: mit einem Gefühl für Timing und Pointe.… ► weiterlesen
Sven Böttchers Blog
Download: MS für Anfänger